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Künstler

Bernd Stelter

Vom Karnevalisten zum Bühnenstar - Ein Leben voller Humor und Musik

Bernd Stelter erblickte im April 1961 das Licht des elterlichen Schlafzimmers. Zwölf stramme Pfund brachte der Knabe als neugeborenes auf die Waage, so daß er, heute um einiges mehr als zwei Zentner schwer, proportional gar nicht so zugenommen habe, wie er nicht müde wird zu betonen.

Die beiden Wendepunkte in seinem Leben lassen sich eigentlich ganz gut festmachen. Da war zunächst mal der 6. November 1988. Ein Vorstellabend vom „Klub Kölner Karnevalisten“ im Kölner Sartory-Saal. Stelter selbst glaubte nicht unbedingt an einen Erfolg im Karneval. „Ich bin Westfale, und das hört man auch!“ Aber schon in der ersten Session waren es über hundert Auftritte.

Es folgten Moderationen bei Radio RPR und beim WDR, erste Fernsehauftritte bei „RTL Samstag Nacht“ und der „Goldenen Eins“ bis hin zur eigenen Samstagabend-Show, und der zweite Wendepunkt in seinem Leben.

Es war wohl dieser Medientreff, bei dem er gerade mit Heribert Faßbender und zwei Pils zusammenstand – Stehpartys sind eigentlich wirklich nicht sein Ding - , da tippte Rudi Carrell ihm auf die Schulter und fragte: „Hast Du Lust auf „7 Tage, 7 Köpfe“. Und ob er hatte! Er köpfte zuhause gleiche eine Flasche Sekt, um mit „dem Hasenzahn anzustoßen. Dann fiel ihm ein: ‚Ich hab dem Carrell meine Nummer nicht gegeben! Wir haben doch eine Geheimnummer!’ Die Sorge war unbegründet. Vor Rudi Carrell bleibt keine Nummer geheim!

Das Fernsehen hat ihn bundesweit bekannt gemacht. Aber die Bühne ist sein liebstes Terrain. Er braucht die direkte Nähe zum Publikum, mit seinem ersten Kabarettprogramm "Geschichten aus der Vorstadt" tourte er durch 120 Städte, dann wurde es Zeit für sein zweites Programm. „Papa ist ne Knackwurst“ war ein Kabarettprogramm über die Sorgen und Nöte eines Vaters mit seinem viertel- und halbwüchsigen Nachwuchs. Aber mit dem Papa werden auch die Kinder älter. So heißt sein aktuelles Programm folgerichtig: „Pubertät ist mehr als Pickel!“

Bernd Stelter ist verheiratet, hat zwei Kinder. Ursprünglich wollten "Hasenzahn" und er immer viele Kinder, heute wissen sie, zwei sind viele. Er überlegt heute schon, wie er den Kindern später begreiflich machen soll, daß sie einen “ordentlichen Beruf” erlernen sollen, obwohl der Vater sein Geld mit Blödsinn verdient.

Ein Interview:

Frage: Du bist wieder auf Tournee, auf den berühmten Brettern, die ja für Deinesgleichen die Welt bedeuten sollen. Wie wichtig ist die Bühne für Dich:

BSt: Ja nun, ich bin eine Rampensau. Ich sitze auch gerne am Schreibtisch und schreibe Nächte lang, ich stehe auch gerne vor einer Fernsehkamera, aber die Bühne ist meine Wurzel. Da hat das alles angefangen, und nur auf der Bühne hat man das Publikum direkt vor sich. Der Applaus kommt, oder er kommt nicht. Das passiert sofort, da muss man nicht erst am nächsten Morgen im Videotext nachschauen, wie die Quote war.

Frage: Du bist verheiratet, hast zwei Kinder! Kennen Deine Kinder Dich noch, wenn die Tournee zu Ende ist?

BSt: Ich glaube, ein Journalist der morgens um acht aus dem Haus geht, und abends um acht aus dem Büro kommt, der sieht seine Kinder wahrscheinlich weniger als ich. Im Normalfall frühstücken wir morgens zusammen, vielleicht hole ich die beiden von der Schule ab, nachmittags bin ich auch ein paar Stunden da, und abends stehe ich auf einer Bühne, oder ich schreibe für „7 Tage, 7 Köpfe“. Ich glaube, ich kann mir meine Zeit ganz gut einteilen.

Frage: Was sagt der Hasenzahn dazu?

BSt: Wir sind seit langer Zeit wirklich glücklich verheiratet. Ich glaube, das liegt auch ein bisschen daran, dass ich ab und zu auf Tournee bin. Man sitzt sich nicht ständig auf der Pelle. So gibt man auch nach 15 Jahren Ehe der Sehnsucht noch eine Chance.

Frage: Mal ne ganz andere Frage: Was bist Du eigentlich: Comedian oder Kabarettist?

BSt: Comedy heißt eigentlich, einen Gag nach dem Anderen bringen. Das ist erstmal ganz schön schwierig, und ich finde auch, nach einer gewissen Zeit ganz schön langweilig. Die „Stand-Up-Comedians“ in England oder Amerika sind nach 20 Minuten wieder von der Bühne und das aus gutem Grund! Ich glaube, ein Zwei-Stunden-Programm, das muss auch ruhige Ecken haben, da muss man sich auch mal zurücklehnen können, das Lachen muss einem auch mal im Hals stecken bleiben. Vielleicht bin ich doch eher ein Kabarettist, aber eben keiner, der sich mit der Tagespolitik befasst.

Frage: Es gibt viele Leute, die ein Abendprogramm von Dir gesehen haben, und hinterher ziemlich überrascht waren, dass die Musik so einen großen Anteil hat.

BSt: Lieder waren schon immer mein Ding. In einem Lied kann man drei Minuten lang melancholisch sein. Man kann in drei Strophen eine ganze Geschichte erzählen. Und ich singe gern. Das ist natürlich eine ziemliche Überraschung für all die, die mich nur aus „7 Tage, 7 Köpfe“ kennen. Die sind ja nicht mal sicher, dass ich Beine habe. Die sehen mich ja immer nur hinter dem Tisch. Aber es ist doch schön, Leute überraschen zu können.

Frage: Das erste Programm hieß „Geschichten aus der Vorstadt“, dann kam „Papa ist ne Knackwurst“ und jetzt „Pubertät ist mehr als Pickel!“ Kann es sein, dass du deine Programme gar nicht schreiben musst, du erzählst einfach, was bei dir zuhause passiert?

BSt: Nee, so einfach ist das nicht. Ich hab nicht zuhause acht Kameras installiert und übertrage unser Leben auf die Theaterbühne. Dann hätte meine Frau mich schon längst verlassen. Aber ich rede schon über das, was uns so passiert ist. Das gibt den Anstoß. Nur daraus muss man dann noch eine Geschichte machen. Irgendwer hat mal in einer Zeitungskritik geschrieben, dass der normale Kabarettist über den Dingen steht, und von oben darüber ablästert. Und ich sitze halt mittendrin. Da fühlte ich mich ein bisschen geschmeichelt. Wenn ich nach der Show noch im Foyer Autogramme schreibe, dann höre ich auch oft Sätze wie: „Das ist mir ganz genau so passiert!“ Das gefällt mir.

Frage: Am Schluss muss ja noch die Frage nach deinen nächsten Zielen folgen. Was hast du als nächstes vor?

BSt: Ich bin ja schon froh, dass du nicht nach meinem Lieblingswitz gefragt hast. Ja, was habe ich für Ziele. Also, ich will beruflich nichts anderes erreichen.

Frage: Das ist jetzt nicht dein Ernst?

BSt: Doch, ganz sicher! Ich will nicht den Dorfrichter Adam im „Zerbrochenen Krug“ spielen. Ich brauche keine Moderation einer großen Samstag-Abend-Show. Ich möchte noch ein bisschen schauspielern, ich bin wieder dabei ein Buch zu schreiben, ich möchte weiterhin vor Kameras rumturnen dürfen, aber ich brauche nichts neues. Ich möchte zufrieden werden! Zufrieden mit dem was ich habe, das bin ich noch nicht ganz! Aber ich bin ja noch jung. Ich hab ja noch ein bisschen Zeit.

Frage: Eine Frage noch: Gehst Du mit 65 in Rente?

BSt: Ganz sicher nicht!